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Review: Infarkt XIII - 13 Geister

"Alter, wo is'n euer Merch?" Das war so meine Einstandsfrage nach einem Konzert im Rock-Center Bremerhaven. Ich war nämlich richtig begeistert, nachdem ich die Jungs von Infarkt XIII erstmals gehört habe. Es gab dann noch etwas Kontakt per Messenger und beim nächsten Auftritt zur ebenfalls im Rock-Center stattfindenden Halloween-Party konnte ich endlich einen Tonträger käuflich erwerben.  Fein! Jetzt will Euch natürlich teilhaben lassen. Ist zwar deutlich später aber hey... Unser Blog-Motto ist unter anderem "unregelmäßig" und ein Review direkt nach Erscheinen kann ja jedes Metal-Magazin, oder?

Das Album "13 Geister" ist übrigens schon Anfang 2017 erschienen, aber das tut der Qualität der Scheibe logischerweise keinen Abbruch. Persönlich war ich schon sehr angetan, als ich die CD in Händen hielt. Als Bremerhavener Local Heroes war natürlich schon mal die Skyline der Stadt auf der Rückseite. Richtig geil, als ich das Booklet aufschlug: Alter, "meine" Straße gleich mal drin. Dabei handelt es sich um die "Alte Bürger", sozusagen das, was in Bremerhaven einer Szenemeile am nächsten kommt und wo die Chance am größten ist, auch mal etwas metallisches zu hören. Das Rock-Center ist übrigens auch nicht weit weg. Und ich lebe dort seit fast einem Vierteljahrhundert. Läuft... Die Jungs haben so schon Punkte gemacht.

Aber kommen wir zur Mucke selbst: Das für eine Eigenproduktion wirklich gut abgemischte Album überzeugt wirklich. Es beginnt mit einem kurzen Intro, welches fast schon chillig beginnt und sich auf das Level der folgenden 12 Stücke steigert. Und das ist schon auf einem kraftvollen, metallischen Niveau. Die Einordnung in ein Genre fiel mir anfangs persönlich schwer. Bei deutschsprachigem Metal kann man durchaus im ersten Moment von der Neuen Deutschen Härte sprechen. Das sehe ich aber nicht so, denn zum einen fehlt die doch häufige Keyboard-Präsenz und zum anderen erinnert die Stimme von Sänger Flo weniger an Till Lindemann & Co, eher an Dave Mustaine nach überstandener Grippe: 'ne rauhe Röhre mit Substanz. Naja, gibt vielleicht einen besseren Vergleich, aber der fiel mir gerade so ein. Auch hat die klassische Zusammensetzung der Band eher den Hang zum klassischen Heavy Metal: Schlagzeug, Bass, zwei Gitarren und ein Sänger. Punkt. Wenn die Band selbst von deutschsprachigem Metal spricht, dann ist das wohl wirklich der treffendste Ausdruck.

Nach dem Intro geben sich treibenden Stücke dann auch die Klinke in die Hand. Das ist wirklich solides Kunsthandwerk mit einigen interessanten Riffs in den verschiedenen Stücken. Das Tempo wird bei der Nr. 11 "Unvergessen" etwas zurückgenommen, aber auch hier findet man ein ansprechendes Solo. Danach kommt "Infarkt", wieder mit höheren Tempo bis Nr. 13 "XIII" nochmal kurz stutzen lässt. Ähm, das ist ganz anders als vorher. Sanfte Gitarre, Streicher... Das Outro wirkt wie ein Kino-Abspann mit einem dreiminütigen Crescendo und ist ein interessanter Kontrast. In Verbindung mit dem Intro ist es aber wirklich stimmig. So wie das Intro den geneigten Hörer "hochfährt", erledigt das Outro das passende Gegenstück. Jetzt kann man eigentlich die Anlage ausmachen und ins Bett gehen. ;)

Die Texte selbst sind düster, kritisch, melancholisch. Sie wirken aber in Verbindung mit der Musik eher nicht deprimierend. Besonders beeindruckend fand ich Nr. 8 "Stalker", welches die Gemütslage und den Verdrängungsmechanismus eines solchen gut darstellt ohne so ein Verhalten im geringsten zu entschuldigen. Drachen werden auf diesem Album übrigens nicht getötet, eine Hexe kommt zwar vor aber zum größten Teil geht es doch um alltägliche Dinge und Gemütslagen.

Für mich als Prog-Fan fehlt vielleicht manchmal dieser Aha-Effekt einer außergewöhnlichen, extrem frickeligen Passage oder einer überraschenden und beabsichtigen Dissonanz, aber das ist nur meine persönliche Vorliebe und schmälert keineswegs die Begeisterung für dieses Album. Am besten hört man es sich wirklich von vorne bis hinten an, dann kommt das Ding richtig gut rüber.

Jetzt dann eher die schlechte Nachricht: Es sind wohl nicht mehr so viele Exemplare der CD käuflich zu erwerben. Aber vielleicht gibt es die Chance bei einem der nächsten Konzerte, noch ein Stück zu ergattern. Notfalls sonst eben Spotify. Aber damit Ihr Euch auch selbst ein Bild machen könnt, schaut doch einfach hier bei Backstagepro.de/infarktxiii vorbei. dort findet Ihr ein paar Stücke und Hintergrundinfos.

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