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Live: Knightfest 2019


Es scheint das Schicksals unseres Metallebens zu sein: Vor jedem kleineren Festival findet irgendeine Party oder anders geartete Freizeitveranstaltung statt, die die Herstellung der Fahrtüchtigkeit erfordert und somit ein verspätetes Erscheinen unsererseits garantiert... Irgendwie kacke...

Egal, da muss man hin. Der veranstaltende Metal-Club Knights of Thor hat uns schon im Oktober 2018 auf das Benefizfestival zugunsten des Kinderhospizes Sternenbrücke hingestupst. Dann also lieber zu spät ankommen als gar nicht, oder?

In Hamburg-Harburg angekommen war die Parkplatzsuche ja mal kein Problem, selbst als Nachzügler waren maximal 500 Meter zu laufen. Das Festival selbst fand auf dem Gelände der Tipsy Apes, einem Metal-Club aus Hamburg, statt und die haben da wirklich ein Sahnestück. Bühne, Buden, Toiletten... Alles da.

Es war schon interessant, bei der Vorbeifahrt am Eingang haben wir bis auf entsprechend ausstaffierte parkende Autos eigentlich nichts vom Festival gesehen. Umso freudiger überrascht waren wir, dass das Festival unserer Einschätzung nach sehr gut besucht war. Der Zugang war easy, gleich zwei Knights haben die Abwicklung gemacht: Karte entwertet, knallgrünes Bändchen um und fertig. Auch das erste (Konter-)Bier war schnell organisiert. Bezahlt wurde mit Wertmaken und -karten, die Ausgabe war aber gleich neben dem Bierstand. Ging alles ratzfatz und ein Drittelliter Astra oder Holsten schlug mit zwei Euro zu Buche, Fairer Preis!

Wir hatten allerdings noch ein Problemchen: Wir haben nicht richtig gelesen... Wir sind stumpf davon ausgegangen, dass es ein Indoor-Festival ist. Mag vielleicht an dem kurzen Blick auf Google Maps gelegen haben, der uns auf den schmalen Schuh bringen ließ, die großen Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft gehörten dazu. Merke: Von oben sieht man nur Dächer...  Die vermeintliche Halle entpuppte sich als Bürogebäude. Also viel zu dünn angezogen. Aber auch hier konnten die Knights helfen, denn beim Festivalmerch gab es noch Zipper in richtiger Größe und -wenig überraschend- mit 30 Tacken zu einem wiederum fairen Preis. Zusätzlich waren noch einige Feuertonnen aufgestellt, die den durchgefrorenen Metalhead wieder auf Betriebstemperatur brachten. Ja, das war schon gut durchdacht und so war es halt unser erste Open Air 2019.

Surgical Strike


Das alles passierte, während die Thrasher Surgical Strike dem Volk einheizten und sogar den Himmel erzittern ließen, dass dieser sich und uns eingenässt hat. War aber der einzige größere Schnee- und Regenschauer den das Knightfest erdulden musste. Jedenfalls als wir da waren... Parity Boot und Relations haben wir leider verpasst (sorry Leute, aber mit Restalk wird nicht Auto gefahren). Leider können wir auch gar nicht soviel zu Surgical Strike sagen... Es hat auf jeden Fall gefallen und da war schon Dampf dahinter. Bei dem ganzen Eingewöhnen hört man nicht so intensiv zu, vor allem, wenn man dann zufällig noch ein paar Leute trifft, mit denen man letztes Jahr auf dem Coast Rock gefeiert hat. Begrüßung ist da natürlich Pflicht.



Feuerteufel


Der Bursche ist uns logischerweise erst in der Pause aufgefallen. Ist ja auch kein Wunder, denn der ehemalige Frontmann von Cultus Ferox überbrückt die Umbaupausen mit seiner Sackpfeife, begleitet von teilweise zwei Perkussionisten. *zack* stand er hinter uns auf dem Tisch. Ein interessantes und kurzweiliges Konzept was irgendwie das Festival bereicherte. Inklusive Polonaise zu fortgeschrittener Stunde. Gute Sache!

Call of Charon


Honeytruck mussten leider krankheitsbedingt absagen und dafür sind Call of Charon aus Duisburg eingesprungen. Die Jungs waren echt gut, aber ich kann das nicht so einschätzen: War das Metalcore? Deathcore? Death Metal? Na, Ihr wisst auf jeden Fall, in welche Richtung das geht. Als Fan von klassischem Heavy Metal bin ich da immer ein bisschen unsicher. Aber tatsächlich habe ich Spaß gehabt, alleine die druckvollen Riffs hätte ich mir noch Stunden anhören können.



Ragnaröek


Ah, eine Sackpfeife. Die Truppe aus Schwerin kam mit einem runden Programm auf die Bühne. Irgendwie mehr Metal (oder besser NDH) als Mittelalter, aber rundum gelungen. Der Auftritt war stimmig, was Musik, Text und Show anging. Bitte mehr davon. Da gab es leider nur einen kleinen Wermutstropfen am Merchstand. Ok, dass es keinen Patch gab, konnte ich verschmerzen. Aber eine CD wollte ich auch haben und so nett die Unterhaltung auch war, einen Zwanni für eine CD hinlegen... Ich musste kurz schlucken und hab gekauft. Wenn man dann am nächsten Tag auf der Merchseite die gleiche Scheibe für 8,99 Euro angeboten bekommt... Leute, das geht besser. Persönlich sind wir stolz darauf, dass wir all unsere ganze Musik zu Hause auch selbst käuflich erworben haben, schließlich soll der jeweilige Künstler für sein Werk auch be- und entlohnt werden. So toll die Musik war, so "mittel" war dann eben dieses Erlebnis. Aber das betrifft generell die Merch-Verkäufe, das ist keine Spezialität von Ragnaröek. Nervt trotzdem... Mucke war aber trotzdem gut.



Hunger


Nee, das war jetzt keine Band, aber gerade zu diesem Zeitpunkt dachte ich, die Bassline war irgendwie neben der Spur. Ach nee, war mein Magen. Die Leute von Smoking Bulls BBQ haben einen feinen Job gemacht. Also mal so ein Foodtruck-Cheeseburger ist schon eine gute Sache. Auch hier war der Preis mit 'nem Fünfer komplett in Ordnung. Wenn man bedenkt, was man dafür bei einer der großen Ketten bekommt, sogar ein ausgemachtes Schnäppchen. Qualitativ sowieso.

Blackening


Die Jungs aus Niederösterreich waren für mich die Entdeckung des Festivals. Das war ja mal so richtig klassischer Thrash, wie man ihn von Metallica früher kannte. Boah, wie geil und druckvoll. Die haben wir auf jeden Fall auf dem Schirm. Wer die Stilrichtung mag: Augen auf und ab zum Konzert.



Forgotten North


Dann der Abschluss und auch Highlight: Forgotten North aus Schlewig Holstein. Die Folkrocker kommen standesgemäß in Nordmannkluft auf die Bühne und lassen mit kräftigem Folkrock nordische Geschichten zum Leben erwachen. Tolle Melodien, klares Spiel, das gefällt. Zwischenzeitlich haben wir das Gefühl, dass sie wie Subway to Sally klingen die sich irgendwo in Norwegen verfahren haben und nach Jahren wieder zurückfinden.. Das mag aber durchaus nur an der Stimmlage des Sängers liegen. Also nicht falsch verstehen: Forgotten North ist ein durchaus eigenständiges Ding. Ganz bis zum Ende haben wir es dann doch nicht geschafft. Der vorige Abend in Kombination mit unserem fortgeschrittenen Alter und die genialen, aber sehr warmen Feuertonnen sorgten für eine schlagartig einsetzende Müdigkeit. Zurück in der Pommesbude (aka Wohnmobil) sind wir innerhalb von Sekunden eingepennt.


...und sonst so? 


Genauso wie das Fuck Cancer Festival im März in Ahrensburg war das Knightfest ein Benefizfestival zugunsten des Kinderhospizes Sternenbrücke. Beide Festivals haben tierisch Laune gemacht und gleichzeitig einen guten Zweck erfüllt. Wenn sich der geneigte metallische Leser fragt, warum zwei Festivals? Warum nicht. Zum einen kommt man in den Genuss zweier ganztägiger Veranstaltungen, der Großraum Hamburg ist groß genug für zwei Festivals im Monatsabstand und bei dem Zuspruch denke ich, dass bei zweien mehr Kohle zusammenkommt als bei einem.

Die Organisation war top, man merkt das ehrenamtliche Engagement. Seitens der Organisatoren hatte man sichtlich Spaß, aber wenn man nicht drauf geachtet hat, hat man sie eigentlich auch gar nicht bemerkt. Das ist wohl das größte Kompliment. Es wuselten immer Knights durch die Gegend, die sich um Bands, Verkauf, Feuertonnen und was weiß ich gekümmert haben. Die Toilettensituation war etwas angespannt, aber wie in einem Gespräch erfahren, hat wohl der Lieferant der mobilen Notdurftanstalten irgendwas nicht auf die Reihe gebracht. Sowas passiert eben mal...

Klasse auch die amerikanische Auktion, in der eine von den Bands signierte und speziell für das Knightfest gestylte Gitarre versteigert wurde. Auch wenn ich Tastenmensch bin... Die hätte ich schon gerne gehabt. Hauptsache aber, da ist ein Menge Kohle zusammen gekommen. Genau wie bei der Tombola auch.

Dann waren noch die Metalheads against Bullying und Lautstark gegen Krebs vor Ort. Und ehrlich: Das ist einer der Punkte, der Metal so besonders macht. In einer immer egoistischer werdenden Welt wird soziales Engagement immer wichtiger. Das gibt es in anderen Lebensbereichen natürlich auch, aber so geballt ist es kaum noch zu finden.

Alles in allem ein rundes Ding, das hat so richtig Laune gemacht! Nächstes Jahr wieder!



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